Projekt Erzählte Migrationsgeschichte

"Ich bin 1968 nach Deutschland gekommen, damals war ich 18 Jahre alt. Ich bin damals alleine nach Deutschland gekommen um zu arbeiten. Es gab in Griechenland wenig Arbeit, da war die Militärdiktatur. Ich hatte damals keine Ausbildung, war 17 oder 18 Jahre alt, hatte nur sechs Jahre Schule. Das war damals normal, erstmal nur sechs Jahre zur Schule zu gehen. Danach konnte man auch noch eine Berufs-ausbildung machen oder aufs Gymnasium und dann studieren, aber das habe ich nicht gemacht."


So sieht der Anfang der Einwanderungs-geschichte von Konstantino K. aus, der von Marius Maercks interviewt worden ist. Wir, der Geschichte-Zusatzkurs in der Stufe 13, hatten die Aufgabe einen Interviewpartner in unserem Umfeld zu finden, den wir interviewen dürfen und daraus dann zum Beispiel eine Reportage oder eine Erzählung aus der Ich-Perspektive zu formen. Das Suchen eines geeigneten Interviewpartners war keine leichte Aufgabe, weil dieser ein Migrant der ersten Generation sein musste. Bei manchen kamen die eigenen Eltern in Frage, die anderen schauten sich im Freundeskreis und in der Nachbarschaft um.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass, wenn man dann eine geeignete Person gefunden hatte, es sehr interessant war diese zu interviewen und ein Stück Lebensgeschichte von ihr oder ihm zu erfahren. Es fiel leicht zuzuhören und man hatte das Gefühl etwas Neues gelernt zu haben.
Einen Geschichte-Zusatzkurs in der Stufe 13 wählen, wie überall bekannt, meistens die, die keine Lust haben über Geschichte zu reden und sich nicht dafür interessieren. Man kann jedoch mit gutem Willen sagen, dass dieses Projekt jeden einzelnen Teilnehmer des Kurses aufgeweckt hat und sich jeder in dieses Projekt rein gehängt hat, sehr interessante Erfahrungen gesammelt hat und Spaß hatte. Da dieser Kurs außerdem sehr viele Teilnehmer hat, konnten die Schüler gemeinsam mit der Lehrerin viele Eindrücke aus verschiedenen Ländern sammeln, sodass die Interviewten nicht nur aus der Türkei oder den USA kamen, sondern auch aus Taiwan, den Philippinen, Kroatien oder Kasachstan.
So kommt es zum Beispiel dazu, dass auch der mittlerweile 19jährige Andrzej Jan M. aus Polen von einer Mitschülerin interviewt wurde. Der Grund seiner Einreise nach Deutschland waren familiäre Probleme und auch finanzielle Probleme spielten hier eine große Rolle. Heute ist Andrzej ein sehr netter und aufgeschlossener Mensch. Sein Traum ist es eines Tages, vom kalten Ostwind getrieben, wieder nach Polen zurück zu gehen.
Aber auch weitaus ältere Menschen mit noch mehr Lebenserfahrungen wurden befragt. Birte Gaul aus unserem Kurs hat zum Beispiel den türkischstämmigen Attila E. befragt, der schon 1934 in Istanbul geboren ist. Ihm gefiel zu der Zeit früher die Politik in der Türkei nicht und auch von dem Militär ist er sehr enttäuscht gewesen. Und somit zog es ihn zu seiner Tante nach Köln, wo er bis heute lebt. Er zog zuerst in die Diakonie in Michaelshoven und seine ersten Eindrücke waren, dass es hier in Deutschland keine Sonne gäbe. Er hat dann erfolgreich bei der Firma Mercedes Benz gearbeitet.
Dies sind Beispiele der Lebensgeschichten, die sich im Werk des Geschichte-Zusatzkurses, einem 85-seitigen Ringbuch, befinden. Ein Bericht besteht aus etwa 3 Seiten und beschäftigt sich nicht nur mit den Gründen der Einreise, sondern auch mit Eindrücken, Erlebnissen und Gefühlen.
Im Namen des Kurses möchte ich auch allen Interviewpartnern für die guten Eindrücke und Blicke in die Gefühlswelt und die Vergangenheit danken.


Text: Nora Beier (Stufe 13)

Eines des Interviews finden Sie hier online.