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Rezension zu "Bunbury" im Akademietheater Wien

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erleben! 


Auf der gemeinsamen Studienfahrt meines Deutsch-Leistungskurses nach Wien vor den Herbstferien haben wir einen eindrucksvollen Abend im Akademie-Theater in Wien verbracht. Nach dem Besuch einer Inszenierung von „Bunbury“ (Oscar Wilde) disktutierten wir die gesamte Rückfahrt ins Hotel. Einige kamen sogar mit anderen Besuchern über ihren Eindruck ins Gespräch.
Aber lesen Sie selbst – den aktuellen Text in der Reihe „Interessante und anregende Rezensionen aus dem Deutsch-Leistungskurs“. Viel Spaß!


Dr. Tanja Kurzrock

 

 

 

Rezension zu „Bunbury“ 
von Emil Dolle und Lasse Rosenthal 


Wien, 27.09.2022. Der Deutsch-Leistungskurs des Humboldt Gymnasiums aus Köln besucht das Akademietheater in Wien.


Das von Antonio Latella inszenierte Stück „Bunbury“ von Oscar Wilde wird von Marcel Heuperman in der Rolle des Butlers begleitet, dieser spricht Regieanweisungen herein, doch die Requisiten und Gegenstände für die Ausführung dieser sind vor der kargen Wand als Bühnenbild mit einer Klappe im Boden gar nicht vorhanden. Außerdem erklärt er im Verlauf des Stückes hin und wieder die abstrakten und experimentellen Handlungen, was dem Zuschauer beim Verstehen des Ganzen sehr gelegen kommt. 
Doch worum geht es eigentlich? Algernon und Jack erfinden sich jeweils einen falschen Freund – der eine, um Zeit in der Stadt zu verbringen, und der andere, um Zeit gerade außerhalb der Stadt, auf dem Land, zu verbringen – und nehmen dort jeweils eine andere Identität an. Beide verlieben sich in Frauen, die unbedingt einen Mann mit Namen Ernst heiraten wollen, da dieser Name ihnen Sicherheit verspricht. Alles andere ist für sie zweitrangig. Wenn nötig, wollen sich beide Männer daraufhin auf den Namen Ernst taufen lassen, und die ungewöhnlichen Verstrickungen beginnen damit, ihren Lauf zu nehmen. 
In der Regel wird bei diesem Stück viel mit Wortwitz gearbeitet, „The importance of being earnest“ – der zweite Teil des Originaltitels – ist im Englischen doppeldeutig zu verstehen. Da dies im Deutschen nicht so gut möglich ist, wird in Latellas Inszenierung sehr auf Show-Elemente und abstrakte Bilder gesetzt. Ein paar davon sind gelungen, doch die meisten leider nicht, was die drei Stunden, die das Stück mit Pause dauert, wie eine Ewigkeit wirken lässt, weil auch oft deren Bezug zur Geschichte für die Zuschauer schwer zu finden ist: Warum die Figuren im zweiten Akt aus einer Klappe im Boden herauskommen? Böse Zungen behaupten, dass der Regisseur immer dann dieses stilistische Mittel wählt, wenn ihm nichts anderes mehr einfällt. Bei dieser Inszenierung wirkt es eher so, als hätte er versucht, alle ihm bekannten Stilmittel in einem Stück unterzubringen. Warum das Licht im Zuschauerbereich die meiste Zeit an bleibt, obwohl dies nur störend für das Theatergefühl ist? Wir konnten darauf keine Antwort finden. 
Womöglich liegt unsere Irritation insgesamt daran, dass die meisten Schülerinnen und Schüler des Leistungskurses keine regelmäßigen Theatergänger sind und vermutlich mit einer eher klassischen Theateraufführung gerechnet hatten. Frau Kurzrock, die in diesem Bereich bewanderter ist, hatte einen positiveren Eindruck nach dem Stück, als sie hier zum Ausdruck kommt. Was aber unumstritten positiv zu vermerken ist, ist die schauspielerische Leistung – diese ist großartig. Von verrückt zu ernst zu unernst und traurig, alle Emotionen werden ans Publikum gebracht. Die Choreographien, der Gesang, die Stimmen, das Tanzen – alles wird vom Ensemble hervorragend umgesetzt. Mavie Hörbiger brachte bei unserem Besuch sogar durch improvisierte Interaktionen mit dem Publikum mehrmals den Saal zum Lachen.
Abschließend kann man sagen, dass diese sehr experimentelle Inszenierung bei unserem Leistungskurs wohl nicht auf die richtige Zuschauerschaft getroffen ist. Trotzdem muss der positive Aspekt des guten Ensembles, des schönen Ortes, der schönen Stadt und der tollen Leistungskurs-Fahrt natürlich auch mit einfließen, weswegen wir dem Abend im Akademietheater die Schulnote 3 geben würden.