Änderungen vorbehalten

Ausstellung am Humboldt: Köln postkolonial

Ausstellung an unserer Schule: Post-Kolonialismus in Köln

Im Rahmen der Aufarbeitung des kolonialen Erbes der Stadt Köln gibt es eine Wanderausstellung, die sich mit verschiedenen Aspekten des Kolonialismus auseinandersetzt und dabei immer wieder den Bezug zu Köln und seiner Rolle während dieser Zeit herstellt. 
Diese Ausstellung haben unsere Geschichtslehrer:innen und die SV ausgeliehen und die 35 Tafeln bei uns in der Schule zwei Wochen lang im Februar ausgestellt. Alle Lehrer:innen konnten mit ihren Klassen während der Unterrichtszeit die Ausstellung besuchen, damit Unterricht machen oder auch einfach die Tafeln in Ruhe durchlesen lassen. Außerdem gab es die Möglichkeit, dass Schüler:innen sich diese selbstständig in der Pause ansehen konnten. Auf den Tafeln wurden verschiedene Aspekte beleuchtet. Zum Beispiel ging es um Persönlichkeiten, welche eine Verbindung zur Stadt Köln hatten und gleichzeitig auch eine problematische Rolle in der kolonialen Geschichte Deutschlands spielten, wie zum Beispiel der Kolonialbeamte und Afrikaforscher Herrmann von Wissmann oder auch der Kölner Bürgermeister und Bundeskanzler Konrad Adenauer. Auch wurde die Geschichte des Rautenstrauch-Joest Museums dargestellt oder welche Rolle Überbleibsel der Kolonialzeit auch heute noch im Karneval spielen. 
Zusätzlich zu den geschichtlichen Fakten wurde auch der Fokus auf die Aufarbeitung unserer Kolonialgeschichte gelegt, wobei zum Beispiel die Umbenennung von Kölner Straßennamen thematisiert wurde. 
Insgesamt konnte man einige Dinge lernen, welche besonders durch den persönlichen Bezug zur Stadt Köln interessant waren. Diese Ausstellung bot also eine willkommene Abwechslung, weil man auf eine neue Art lernen konnte, und sie ergänzte außerdem den Unterricht gut. Wir hoffen, dass viele Schüler:innen etwas mitnehmen konnten und auch für den Umgang mit dem deutschen kolonialen Erbe sensibilisiert wurden. 

 

Tara Ueing (Leistungskurs Geschichte Q1)

 

 

Im Gespräch: der Besuch einer Professorin für Afrikanistik 

Passend zu dieser Ausstellung durften wir Frau Prof. Dr. Bechhaus-Gerst, die Initiatorin und Ausstellungsversantwortliche am 8. Februar 2023 willkommen heißen.
Die Afrikanistin an der Universität zu Köln leitete die drei Kurse von Frau Rosch (Q1), Herrn Schneider-Musshoff (Q1) und Herrn Hermann (Q2) zu einer spannenden und lehrreichen Diskussion über die Bedeutung des Kolonialismus und seines Einflusses unter anderem auf die heutige Zeit an.
Die Runde befasste sich zum Beispiel mit der Umbenennung von  Straßen, der Namensgebung des Robert-Koch-Instituts, dem Rautenstrauch-Joest-Museum und der Bedeutung Konrad Adenauers für die koloniale Bewegung. 
Bei der Beantwortung der Fragen war ihr ein Perspektivwechsel bezüglich des Kolonialismus wichtig – nicht die europäische Sichtweise, sondern die der besetzten Länder. Es ging ihr dabei auch um eine Anpassung unserer Sprache aus heutiger Sicht und die Vermeidung bestimmter Begriffe.
Den Besuch empfanden alle Beteiligten als sehr lehrreich und anregend.  
Wir freuen uns auf weitere Veranstaltungen! 

Am 8. März kam Frau Prof. Bechhaus-Gerst erneut zu uns, um über Rassismus in unserer heutigen Gesellschaft mit uns zu diskutieren. Den Kontakt mit einer Forscherin zu diesem Thema aus der Universität fanden wir sehr bereichernd.  Demnächst runden wir das Thema mit dem ganz neuen Film „Der vermessene Mensch“ ab, sobald dieser in die Kinos kommt.


Gözde Sönmez und Luise Galilea (Leistungskurs Geschichte Q1)

 

 

Reflexion in der neunten Klasse: Umgang mit kolonialen Spuren im Stadtbild

Haben Sie sich schon mal mit dem Verbleib des kolonialen Erbes in unseren Städten beschäftigt?
Zumindest in unserer Klasse haben dies vor Kurzem wohl nur die wenigsten von uns getan.
In unserer Klasse haben wir uns zu Beginn des Schuljahres mit genau dieser Frage beschäftigt. Im Geschichtsunterricht haben wir zum einen über den Genozid an den Herero und Nama gesprochen und zum anderen Projekte zu zwei Themen bearbeitet, zu welchen auch das Thema ,,Wie gehen wir heute mit der kolonialen Vergangenheit Deutschlands um? Das Beispiel des Kaiser Wilhelms II. Denkmal in Köln - Stürzen oder stehen lassen?“ gehört.
Infolgedessen setzten wir uns mit dem Verbleib des Kaiser Wilhelm Denkmals an der Hohenzollernbrücke (linksrheinisch) auseinander. Denn dieses steht aufgrund der kolonialen Vergangenheit Kaiser Wilhelms II. in letzter Zeit, zusammen mit weiteren Überbleibseln der Kolonialzeit in Köln, unter massiver Kritik.
Aber was war die Kolonialzeit überhaupt? Kolonialismus gab es bereits im 15. Jahrhundert unter Christoph Kolumbus. Tatsächlich haben wir uns mit der Phase des Hochimperialismus (1880-1914) beschäftigt, in denen vor allem europäische Länder das Ziel hatten andere Länder einzunehmen. Dabei nutzen sie den Kolonialismus und kontrollierten so andere Länder, welche vor allem in Afrika, aber auch in Asien lagen und deren Gebiete unter den europäischen Ländern “verteilt“ wurden. Die Europäer gingen dann in den betroffenen Ländern mit viel Brutalität vor, um ihre Macht durchzusetzen. Folgen dieser Zeit sind oft bis heute anhaltende Wohlstandsunterschiede und Traumata in den betroffenen Ländern. Obwohl Deutschland vergleichsweise spät, im Jahr 1884, in den Kolonialismus eingestiegen ist, fehlte es auch den Deutschen nicht an Brutalität. Diese führte letzten Endes sogar zum ersten Genozid des 20. Jahrhunderts an den Herero und Nama (1904) im heutigen Namibia, welche nach einem Aufstand von den Deutschen in die Wüste vertrieben wurden und so ein ein Großteil von ihnen an Wassermangel starb. Genau zu dieser Zeit herrschte Kaiser Wilhelm II. in Deutschland, welcher hoffte das Deutsche Reich zu einer großen Kolonialmacht machen zu können, und ihm so einen ,,Platz an der Sonne“ zu verschaffen.
Um diese Zeit aufzuarbeiten, hat die Stadt Köln ein Gremium gegründet, welches aus ausgewählten Experten unter der Koordination des Gremiums für Integration und Vielfalt besteht und sich mit dem Erbe des Kolonialismus auseinandersetzt. Einem dieser Experten schrieben wir eine Mail, in welcher wir ihm einige Fragen zu dem Gremium und seiner Meinung stellten. Doch er bot an, unsere Klasse zu besuchen, um unsere Fragen persönlich zu beantworten. Eli Abeke kam in den 1980er Jahren aus Nigeria, welche früher britische Kolonie war, nach Deutschland und arbeitet hier als Architekt. Zudem setzt er sich bereits seit langem für die Aufarbeitung der Kolonialzeit ein. Bei der Frage der Aufarbeitung hat Eli Abeke eine klare Stellung eingenommen: Statuen und Denkmäler kolonialer Machthaber usw. müssten aus dem öffentlichen Raum verschwinden und in ein Museum zu dem Thema ,,Verbrechen gegen die Menschlichkeit“.
Zu dieser Idee fragten wir ihn, ob man so denn auch Leute, welche nicht die Zeit oder das Interesse haben ein solches Museum zu besuchen erreichen könne oder ob man nur die Personen, welche bereits ein großes Vorwissen und Interesse haben, erreicht.
Für Abeke muss man dies in Kauf nehmen, da die Denkmäler erbaut wurden, um die Dominanz der dargestellten Personen zu bestätigen. Schließlich stehen die Denkmäler oft weit über einem und lassen einen dadurch unterworfen und klein fühlen. Aufgrund dessen, sei ein Museum notwendig, um den Besuchern in einem geschlossenen Raum zu zeigen, wie die Menschen sich zur Zeit der dargestellten Personen gefühlt haben, ohne dass die Besucher unterbewusst Respekt oder ähnliches vor den Personen entwickeln.
Eine weitere Frage, welche wir ihm stellten war, wie das Gremium entscheiden würde, welche Denkmäler stehen bleiben und welche lieber aus der Öffentlichkeit verschwinden sollten. Seine Antwort war, dass das Gremium in zwei Jahren jede Person einzeln durchnehmen werde und an bestimmten Richtlinien messen würde.
Das Gespräch war ein interessanter Diskurs und hat sehr geholfen die Meinung von Eli Abeke nachzuvollziehen und wir hoffen, dass dieser Artikel auch Sie die Diskussion um den Verbleib des kolonialen Erbes besser nachvollziehen lässt und Ihnen eventuell sogar hilft eine eigene Meinung zu bilden. Denn auch Abeke sagte, dass es das Wichtigste ist, Aufmerksamkeit auf den Kolonialismus und seine bleibenden Spuren in unseren Städten zu richten und die Öffentlichkeit aufzuklären. 
Letzten Endes wird nur die Zukunft zeigen, was aus dem kolonialen Erbe wird, doch selbst wenn die Denkmäler stehen bleiben sollten, hat dieser öffentliche Diskurs bereits dabei geholfen, die Auseinandersetzung mit dem Kolonialismus mehr in den Alltag zu tragen.

 

Hannah (14), Luzia (14), Jaimee (14) 
(9a)